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Flugzeuge imImperial War MuseumDuxford
- Das größte Flugzeugmuseum in Europa -
Die Fieseler Fi 103, auch V1 genannt (Vergeltungswaffe 1), wurde intern unter dem Tarnnamen FZG 76 (Flakzielgerät) geführt. Sie war ein unbemanntes, sprengstoffbeladenes Flugzeug (Drone) und damit der erste Marschflugkörper der Welt. “V1” war die von Goebbels erfundene, propagandistische Bezeichnung, Fieseler Fi 103 die militärische Bezeichnung anhand des Systems für Flugzeuge.vom Reichsluftfahrtministerium (RLM).
Die Herstellungskosten betrugen 3.500 Reichsmark (RM) und für den Bau waren ca. 280 Arbeitsstunden nötig. Konstruiert und gebaut wurden sie vornehmlich in Peenemünde auf der Insel Usedom.
Die “Fi 103” wurde in Deutschland entwickelt und im Zweiten Weltkrieg von Juni 1944 bis März 1945 in großer Zahl eingesetzt. Sie startete normalerweise von einer Startrampe aus, später wurde sie auch von Flugzeugen aus abgesetzt. Hauptsächlich wurde die Fi 103 gegen London und Antwerpen gerichtet. Später wurde sie durch die Rakete “V2” ergänzt.
Durch den Einsatz der Fi 103 gegen London starben etwa 6.185 Zivilisten und weitere 17.980 Briten wurden schwer verletzt. 2.419 “V1” trafen und detonierten dort. In Antwerpen und Umgebung wurden 10.145 Menschen verwundet oder getötet; außerdem waren weitere 4.614 Opfer (größtenteils in Lüttich) zu beklagen.
Technische Daten:
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Flügelspannweite | 5,30 m |
Länge | 7,742 m |
Antrieb | 1 x Argus As 014 |
. | Pulso-Schubrohr |
Leistung | 335 kp Schub |
Marschgeschwindigkeit | 576 km/h in 760 m Höhe |
Reichweite | 257 bis 286 km |
Treffergenauigkeit | im Umkreis von 12 km |
Fluggewicht | 2.160 kg |
Bewaffnung | 847,11 kg Sprengkopf |
Entstehungsgeschichte der “V1”:
Die “Fi 103” wurde von Robert Lusser von der Firma Fieseler entwickelt und von Fritz Gosslau von der Firma Argus, die das Triebwerk herstellte. Der erste Test der Fi 103 fand am 24. Dezember 1942 in der Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde auf 3 eigens dafür errichteten Startrampen am nordwestlichsten Ende der Insel Usedom statt. Weitere Startstellen für die Erprobung des Flugzeugs befanden sich in Zempin auf Usedom. Der erste offizielle Start fand am 12. Juni 1944 statt. Am 13.Juni schlug die erste Fi 103 in London ein.
Das Fluggerät war für die damalige Zeit ein durchaus komplexes Gerät und besaß einen automatischen Kreiselkompass zur Kurskorrektur; ein kleiner Propeller an der Spitze trieb ein Zählwerk zur Reichweitenkontrolle an. Das Triebwerk war ein “Verpuffungstriebwerk”, ein Strahltriebwerk nach dem Prinzip eines pulsierenden Schubrohrs. Es war sehr viel einfacher aufgebaut und damit deutlich billiger als die zu dieser Zeit bereits verfügbaren Strahl-Triebwerke. Seine geringere Lebensdauer und Effizienz waren bei einem Marschflugkörper jedoch akzeptabel.
Zum Start wurde eine kleine Menge Kraftstoff eingespritzt und elektrisch per Zündkerze gezündet. Durch ein Federventil wurde nun abwechselnd Kraftstoff angesaugt und durch die heißen Restgase entzündet. Mit der Resonanzfrequenz lief das Triebwerk nun selbstständig weiter und erzeugte dabei Schub. Das charakteristische knatternde Geräusch wurde bald zum Schrecken der Londoner.
Der Marschflugkörper war mit unter 600 km/h Marschgeschwindigkeit für die schnellsten alliierten Jagdflugzeuge durchaus erreichbar. Der direkte Abschuß war aber wegen des großen Sprengkopfs nicht ungefährlich für den Jäger. Daher haben einige Piloten eine andere Methode benutzt, eine V1 zum Absturz zu bringen: Gelang es, einen Flügel der V-1 mit dem eigenen Flügel weit genug anzuheben, dann wurde der querruderlose Flugkörper instabil, die Kreiselsteuerung versagte und die Fi 103 stürzte ab.
Republic-Ford JB-2 Loon: US-amerikanischer Nachbau der deutschen V1-Rakete
Bereits 1944 bauten Republic und die Ford Motor Company in den USA eine weiterentwickete Kopie der V-1, die JB-2 "Loon", die zunächst gegen Ziele in Japan abgefeuert werden sollte. Sie kam aber nicht mehr zum Einsatz. Die US Navy führte mit der JB-2 Experimente durch. Nach Kriegsende hatte die JB-2 jedoch keine Bedeutung mehr bei der Entwicklung derartiger Flugbomben.
Das untere Foto zeigt eine V1-Rakete unter der Tragfläche einer Heinkel He-111, die dort als Luft-Boden-Rakete fungieren sollte. Das Programm konnte jedoch nicht mehr vollendet werden.