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Lexikon der Flugzeuge

- Modelle, Technik, Daten, Fakten -

Tupolev TU 154: 3-strahliges Verkehrsflugzeug mittlerer Reichweite d. ehem. UdSSR

Technische Daten:

Flugzeugname Tu-154 Tu-154A Tu-154B Tu-154M
Spannweite 37.55 m 37,55 m 37,55 m 37,55 m
Länge 47,90 m 47,90 m 47,90 m 60,90 m
Höhe 11,40 m 11,40 m 11,40 m 11,40 m
Höhenleitwerk (Spannweite) 13,40 m 13,40 m 13,40 m 13,40 m
Rumpfdurchmesser 3,80 m 3,80 m 3,80 m 3,80 m
Max. Kabinenbreite 3,58 m 3,58 m 3,58 m 3,58 m
Max. Kabinenhöhe 2,02 m 2,02 m 2,02 m 2,02 m
Flügelfläche 201,45 m² 201,45 m ² 201,45 m² 201,45 m²
Flügelpfeilung 35° 35° 35° 35°
Flächenbelastung 447 kg/m² 467 kg/m² 486 kg/m² -----
Fahrwerk (Spur) 11,50 m 11,50 m 11,50 m 11,50 m
Fahrwerk (Radstand) 18,92 m 18,92 m 18,92 m 18,92 m
Max. Startgewicht 90.000 kg 94.000 kg 98.000 kg 100.000 kg
Max. Landegewicht 80.000 kg 78.000 kg 78.000 kg 80.000 kg
Leergewicht 46.300 kg 50.775 kg 50.775 kg 54.000 kg
Höchstgeschwindigkeit 0,90 Mach 0,90 Mach 0,90 Mach 0,90 Mach
Normale Reisegeschwindigk. 0,85 Mach 0,85 Mach 0,85 Mach 0,85 Mach
Landegeschwindigkeit 230 km/h 235 km/h 235 km/h 235 km/h
Startrollstrecke 2.100 m 2.200 m 2.103 m 2.500 m
Max. Flughöhe 12.000 m 12.000 m 12.000 m 12.000 m
Max. Reichweite ca. 3.800 km ca. 2.750 km (43,2 t) ca. 2.750 km (19 t) ca. 3.700 km
Besatzung 3-4/6 3-4 3-4 3
Triebwerke Kuznetsov Kuznetsov Kuznetsov Soloview
Bezeichnung NK-8-2 NK-8-2-U NK-8-2U D-30U-154
Triebwerksanzahl 3 3 3 3
Schubkraft 9.500 kp 10.500 kp 10.500 kp 11.500 kp

Tragfläche:

freitragender Tiefdecker in Ganzmetallbauweise mit drei Holmen - dreiteiliger Flügel; Landeklappen dreispaltig - Flügelnase und Vorflügel mit Enteisung

Leitwerk:

freitragendes und gepfeiltes T-Leitwerk in Ganzmetallbauweise - Höhenleitwerk zur Trimmung verstellbar - vor dem Seitenleitwerk Lufteinlauf des Mitteltriebwerks; Enteisung

Fahrwerk:

einziehbares Bugfahrwerk mit Scheibenbremsen und Blockierungsschutz - Bugstrebe mit Zwillingsrädern - Hauptstreben mit je 6 Rädern

Versionen:

  • A stärkere Triebwerke, erhöhtes Startgewicht
  • B verbesserte Aerodynamik, erhöhtes Startgewicht, längere Kabine
  • M neue Triebwerke Tu-155: Die Triebwerke sollen wahlweise mit Kerosin, flüssigem Wasserstoff oder Erdgas angetrieben werden können.
  • S Frachter mit Frachtluke vorne links, Kapazität 9 Paletten, 19 gebaut

Als Verkehrsflugzeug gibt es folgende Versionen:

  • Economy-Klasse 158 bis 164 Plätze
  • Touristen-Klasse 145 bis 152 Plätze
  • gemischte Klasse 128 Plätze, davon 24 in der 1. Klasse.

Beschreibung und Geschichte der Tupolev:

Mitte der 60er Jahre wurde das Tupolev-Büro gebeten, ein Flugzeug zu entwickeln, das die Antonow An-10, Ilyushin l-18 und Tupolew-104 ersetzen sollte. Ein solches Flugzeug mußte die Leistung der Antonow An-10, die Reichweite der Iljuschin Il-18 und die Geschwindigkeit der Tupolev Tu-104 kombinieren. Die Tu-154 ähnelt der Boeing 727, hat ebenfalls die 3 Triebwerke hinten, ist aber etwas größer. Sie ist ein Tiefdecker mit T-Leitwerk und besitzt einen kreisförmigen Rumpf mit Druckausgleich. Die normale Startstrecke beträgt 1.140 m, die Landestrecke kann durch Schubumkehr der beiden äußeren Triebwerke verkürzt werden.

Die Entwicklung begann ewa 1966; der Prototyp startete 1968. Die Tupolev 154 wurde 1970 - also 2 Jahre später - in Betrieb genommen. Das neue Flugzeug diente als Ersatz für den Passagierjet Tu 104 und den Turboprobs Il 18 und An 10. 1975 kam die nächste Generation dieses Typs, die Tu-154 A, auf den Markt. Die modernste Version der Maschine bis dahin, die Tu-154 B, fliegt seit 1978. Die beiden neueren Typen besitzen im Unterschied zum ersten Modell stärkere Motoren und größere Treibstofftanks. Die Tu-154 B-2, die in den Jahren danach entwickelt wurde, ist eine Kombination von Passagier- und Frachtflugzeug.

Die dritte Variante Tu-154 M besitzt andere Treibwerke und ein geändertes Leitwerk. Diese Version der Tu-154, die nach dem Mauerfall von der NVA übernommen wurde, wurde bei der Flugbereitschaft der Bundeswehr nach dem Absturz einer Maschine in 1997 eingelagert.

Es wurden mehr als 700 Exemplare des Flugzeugs gebaut. Über 300 davon wurden an die einst größte Fluggesellschaft der Welt, die sowjetische Aeroflot, ausgeliefert. Versuche, das Flugzeug auch außerhalb des Ostblocks zu verkaufen, scheiterten immer wieder an den hohen Unterhaltungskosten - aber auch aufgrund politischer Umstände.

In Fachkreisen gilt das Flugzeug als unsicher. Bei einem Absturz im Dezember 1995 kamen im Fernen Osten Russlands alle 97 Insassen einer Tu-154 ums Leben. Im Januar 1994 starben bei einem Absturz in Sibirien 125 Menschen, im Juni desselben Jahres stürzte in China eine Tu-154 ab, keiner der 160 Insassen überlebte. 141 Menschen starben bei einem Absturz einer Tu-154 im August 1996 auf Spitzbergen.

Am 13. September 1997 stürzte eine Tupolev-154 der Bundesluftwaffe vor der südafrikanischen Küste ab, wobei alle 24 Insassen starben. Im August 1998 verunglückte beim Start in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito eine Tu-154, dabei starben 79 Menschen. Zuletzt stürzte Anfang Juli dieses Jahres eine Tu-154 in Sibirien ab, 145 Menschen kamen ums Leben.