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Flugzeuge und Hubschrauber imAir and Space MuseumWashington D.C.- Smithsonian Institution -

Die Dornier Do 335 war eines der revolutionärsten Kolbenflugzeuge des zweiten Weltkrieges. Die ungewöhnliche Anordnung des zweiten Motors im Flugzeugheck reduzierte den Lufwiderstand im Vergleich zu konventionellen zweimotorigen Mustern ganz erheblich und verhalf der Maschine zu Höchstleistungen. Durch dieses unkonventionelle Antriebsprinzip wurde erreicht, dass der Luftwiderstand kaum größer war als bei einem einmotorigen Flugzeug. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 770 km/h ist die Do 335 das schnellste in Serie gebaute Flugzeug der Welt mit Kolbenmotor. Der Erstflug fand am 26. Oktober 1943 in Mengen statt. Nur wenige Maschinen wurden gebaut.

Entwicklung, Konstruktion und Verbleib:

Im Winter 1942/43 begann bei Dornier die Entwicklung einer Maschine, die zu den eigenartigsten des zweiten Weltkriegs zählte. Schon 1939/40 baute Schempp-Hirth das Versuchsflugzeug Göppingen Gö 9, um den Druckpropellerantrieb durch eine lange Welle zu testen. Der zunächst als zweimotoriger Jagdbomber gedachte Tiefdecker wurde als Do 335 benannt. Als die immer deutlichere Luftüberlegenheit der Alliierten dazu zwang, die deutsche Luftkriegsführung zu verändern, legte man die Do 335 zunächst als schweren Jagdeinsitzer aus, der insbesondere die in großen Höhen einfliegenden britischen De Havilland D.H.98 Mosquito abfangen sollte. Später sollte das Flugzeug auch als schnelles Kampfflugzeug, Aufklärungsflugzeug und Bomber eingesetzt werden können. Am 26. Oktober 1943 startete die Do 335 V-1 zum Erstflug.

Den vorderen Zugpropeller trieb ein konventionell in der Rumpfnase eingebauter Motor Daimler-Benz DB 603 an. Der zweite Motor war im Mittelrumpf eingebaut und über eine 3 Meter lange Welle mit dem Druckpropeller hinter dem Leitwerk verbunden. Durch dieses unkonventionelle Antriebsprinzip wurde erreicht, dass der Luftwiderstand kaum größer war als bei einem einmotorigen Flugzeug. Weiterer Vorteil dieser Konfiguration war die im Vergleich zu anderen 2-motorigen Flugzeugen relativ hohe Rollrate, da durch die Unterbringung der schweren Motoren nahe der Flugzeuglängsachse das Trägheitsmoment gering war. Außerdem führte der Ausfall eines Triebwerkes nicht zu einer asymmetrischen Schubverteilung.

Merkmal dieses Flugzeugs war auch der Schleudersitz mit 20 G. Bei dessen Betätigung wurden zur Sicherheit des Piloten der hintere Propeller sowie das obere Seitenleitwerk abgesprengt. Bei einer Bauchlandung konnte das nach unten gerichtete Fin-Leitwerk abgeworfen werden.

Der vordere Motor war mit Ringkühler ausgestattet. Beim hintere Motor mit Fernwelle und Tunnelkühlung befand sich der Lufteintritt unter dem Rumpf.

Es wurde allerdings auch berichtet, dass die Do 335 bei hohen Geschwindigkeiten zu Sprüngen und zum Schwanken neigte. Gleichwohl ging die Arbeit an der A-1, den A-4 Aufklärern und den A-6 mit vom Beobachter bedienten FuG 220-Radar weiter. Auf Grund der langen Entwicklungszeit und der schlechten Kriegslage war eine Massenproduktion nicht mehr möglich. Nur wenige Maschinen wurden fertiggestellt.

Nach dem Einmarsch der US-Armee sind in den Dornier-Werken in Oberpfaffenhofen noch einige halbfertige Maschinen komplettiert worden. Die nach dem Krieg in die USA überführte Do 335 ist bis 1947 im Testzentrum der US-Marine erprobt worden. Danach stand sie 27 Jahre im Außenlager des National Air and Space Museums in Silver Hill. 1974 erhielt die BRD diese Maschine als Leihgabe, die sie im Dornier-Werk fachgerecht restaurieren ließ. Die fertige Maschine wurde 1976 auf der Luftfahrtschau in Hannover erstmals wieder gezeigt und danach bis 1986 im Deutschen Museum in München ausgestellt. Heute befindet sich die Dornier Do 335 im Steven F. Udvar-Hazy Center des Smithsonian National Air and Space Museums in der Nähe des Washingtoner Dulles International Airport.

Technische Daten:

Version Do 335 A-1 Do 335 A-6
Typ einsitziger Jäger zweisitziger Nachtjäger
Antrieb 2 x Daimler-Benz DB 603 dito
Art V-Motore, hängend dito
. flüssigkeitsgekühlt dito
Zylinder 12 dito
Leistung beim Start je 1900 PS dito
Propeller 2 x 3-Blatt dito
Abmessungen: . .
Spannweite 13,80 m dito
Länge 13,87 m 13,85 m dito
Höhe 4 m dito
Flügelfläche 38,50 m² dito
Gewichte: . .
Leergewicht 7.400 kg 7.700 kg
Startgewicht (beide) 11.700 kg 11.700 kg
Flugleistungen: . .
Höchstgeschwindigkeit 765 km/h kurzfristig ca. 700 km/h kurzfristig
. 665 km/h dauernd ca. 600 km/h dauernd
Steiggeschwindigkeit 1400 m/min. --
Dienstgipfelhöhe 11.410 m 10.190 m
Reichweite 2.050 km --
mit Abwurftank 3.750 km --
Bewaffnung: . .
. 1 x 30 mm MK 103 Kanone dito
. durch die Propellernabe .
. 2 x 15 mm MG 151/15 2 x 20 mm MG 151/20
. auf dem Bug auf dem Bug
. Unterflügelstationen für 2 x 250 kg Bomben keine Bomben
Alternativ Abwurftanks mit je 300 Liter .
. Rumpfstation für 1 x 500 kg Bombe .
Alternativ zusätzlicher Treibstofftank .
Dornier Do 335 Skizze

Technische Kurzbeschreibung:

Tragwerk:

  • freitragender Tiefdecker in Ganzmetallbauweise
  • mehrholmiger Flügel
  • Mittelstück am Rumpf angeflanscht
  • Enteisungsanlage in Flügelnase
  • hydraulisch betätigte Landeklappen zwischen Querruder und Rumpf
  • Sauerstoffflaschen und Kraftstofftanks in den Flügeln

Rumpf:

  • Ganzmetall-Schalenbauweise aus Stringern und 24 Spanten mit Ausschnitten für Bugrad
  • Bombenraum und Hecktriebwerk
  • Preßluftschleudersitz: vor dem Katapultieren wurden Heckschraube und oberes Seitenleitwerk abgesprengt, bei Bauchlandung das untere

Leitwerk:

  • freitragend und kreuzförmig
  • Ganzmetallbauweise (lediglich die Seitenflossennasen aus Holz)
  • sämtliche Ruder mit Masseausgleich und Trimmruder

Fahrwerk:

einziehbar mit Bugrad